Auf der Flucht

Wege aus der Deutschen Demokratischen Republik (DDR)

In der Deutschen Demokratischen Republik (DDR) darf man sich nicht frei bewegen. Man kann die DDR nicht ohne eine offizielle Ausreiseerlaubnis verlassen. Viele Menschen beantragen deswegen eine Ausreiseerlaubnis. Wenn sie keine Erlaubnis bekommen, versuchen sie aus der DDR zu fliehen. Es gibt viele Wege für die Menschen aus der DDR in die Bundesrepublik Deutschland (BRD) zu fliehen. Die anderen Texte dieses Abschnitts beschreiben die Wege und die Gründe für die Flucht.

Flucht aus der Deutschen Demokratischen Republik (DDR) in die Bundesrepublik Deutschland (BRD) bis 1952

Nach dem Zweiten Weltkrieg wird Deutschland von der Sowjetunion, von Großbritannien, von Frankreich und den USA besetzt. Die vier Länder teilen Deutschland in vier Gebiete. Die Gebiete nennt man Besatzungszonen. Die Sowjetunion, Frankreich, Großbritannien und die USA teilen auch Berlin auf. Im Jahr 1949 entstehen zwei deutsche Staaten. Die Bundesrepublik Deutschland (BRD) entsteht in den Gebieten, die Frankreich, Großbritannien und die USA besetzen. Die Deutsche Demokratische Republik (DDR) entsteht auf dem Gebiet, das die Sowjetunion besetzt.

Ab 1950 fliehen immer mehr Menschen aus der DDR in die BRD. Gründe für die Flucht sind oft politische oder wirtschaftliche Probleme in der DDR. Viele wollen auch zu ihren Familien in der BRD.
Die Regierung der DDR will die Flucht der vielen Menschen aus ihrem Land stoppen. Deshalb bewachen Soldaten und Soldatinnen die Grenze zwischen den beiden Ländern. Die Flucht in die BRD ist nach 1952 nur noch über Berlin möglich.

Fluchtkoffer, Handkoffer um 1926, Christian Nieske
Menschen, die vor 1952 in Berlin in die BRD fliehen, können nicht viel mitnehmen. Die Flucht fällt sonst auf. Deshalb nimmt Christian Nieske bei seiner Flucht nur einen Koffer mit.

Flucht zwischen 1952-1961

Nach 1952 verlassen immer mehr Menschen die Deutsche Demokratische Republik (DDR) . Die DDR-Regierung will aber, dass die Menschen bleiben. Deswegen ziehen die Menschen illegal in die Bundesrepublik um.

Die DDR-Regierung schließt die Grenze zwischen der DDR und der BRD. Polizisten in der DDR bewachen die Grenze mit Waffen. Ein Teil dieser Grenze läuft durch Berlin. In Berlin ist es einfacher die Grenze zu überqueren.

Es ist schwierig und gefährlich die DDR zu verlassen, deshalb können Flüchtlinge nur eine kleine Tasche oder einen kleinen Koffer mitnehmen. Es passen oft nur ein paar Kleidungsstücke und Wertsachen in die Taschen. Die Flüchtlinge wollen aussehen wie Besucher oder Reisende, wenn sie die DDR verlassen.

Silberbesteck, Zwillingswerk Solingen, um 1930
Dieses Besteck aus Silber war ein wertvoller Gegenstand, der lange in einer DDR-Familie war. Die Familie nimmt es mit in die Bundesrepublik (BRD), weil es für die Familie sehr wichtig ist.

Flucht zwischen 1961-1989

Im Jahr 1961 baut die Regierung der Deutschen Demokratischen Republik (DDR) die Mauer. Die Mauer ist die Grenze zwischen der DDR und der Bundesrepublik Deutschland (BRD) in Berlin. Es ist jetzt sehr schwer, von der DDR in die Bundesrepublik Deutschland zu kommen. Die Ausreise aus der DDR in die Bundesrepublik Deutschland ist verboten und Soldaten und Soldatinnen bewachen die Grenze mit Waffen. Die Soldaten dürfen auf Menschen schießen.

Bei einer Flucht kann man nur noch wenige Sachen mitnehmen. Die Menschen haben nur eine Handtasche. Die Handtasche haben sie jeden Tag dabei. Deshalb sehen sie nicht aus wie Menschen die fliehen wollen.

Viele Kinder nehmen ihre Stofftiere mit. Oft verstecken die Eltern Sachen in den Stofftieren. Zum Beispiel Geld. Es ist eine gefährliche Flucht. Soldatinnen und Soldaten stoppen manche Familien bei der Flucht und verhaften sie.

Handtasche, DDR, 1989, privat
Bei einer Flucht kann man nur noch wenige Sachen mitnehmen. Die Menschen haben nur eine Handtasche. Die Handtasche haben sie jeden Tag dabei. Deshalb sehen sie nicht aus wie Menschen die fliehen wollen.
Teddybär von Andrea, um 1963; Rehkitz von Sabine, 1963
Viele Kinder nehmen ihre Stofftiere mit. Oft verstecken die Eltern Sachen in den Stofftieren. Zum Beispiel Geld. Es ist eine gefährliche Flucht. Soldatinnen und Soldaten stoppen manche Familien bei der Flucht und verhaften sie.

Es ist eine gefährliche Flucht

Besonders von 1961 bis 1989 ist eine Flucht von der Deutschen Demokratischen Republik (DDR) in die Bundesrepublik Deutschland (BRD) sehr gefährlich. Soldaten und Soldatinnen bewachen die Grenze mit Waffen. Viele Menschen werden erschossen oder verhaftet.

Deshalb verstecken sich die Menschen bei der Flucht. Sie verstecken sich in Autos, fahren mit Booten über die Ostsee oder graben Tunnel unter der Mauer.

Andere Menschen helfen ihnen. Diese Menschen heißen Flucht-Helferinnen oder Flucht-Helfer. Manchmal fliehen die Menschen auch über andere Länder. Die Menschen bekommen dafür von den Flucht-Helferinnen und Flucht-Helfern heimlich einen neuen Pass. In dem Pass steht, dass sie Bürger und Bürgerinnen der Bundesrepublik Deutschland sind. Nach der Flucht dürfen sie in der Bundesrepublik Deutschland bleiben.

Freikauf

Von 1963 bis 1989 werden 33.000 DDR-Bürger und Bürgerinnen von der Bundesrepublik Deutschland (BRD) freigekauft. Das heißt: Die Regierung der Bundesrepublik Deutschland gibt Geld oder Waren, für die DDR-Bürger. Es passiert heimlich weil wenig Menschen davon wissen. Nur die freigekauften Menschen und die Regierungen der DDR und der BRD wissen davon.

Viele der freigekauften Bürger sind Häftlinge. Sie sind im Gefängnis, weil sie fliehen wollten oder anderen bei der Flucht geholfen haben. Wenn Häftlinge von der BRD freigekauft werden, können sie mit einem Bus die DDR verlassen.

Erlaubte Wege in die Bundesrepublik Detuschland (BRD)

In der DDR gibt es die Möglichkeit einen Ausreiseantrag zu stellen. Bewilligte Anträge erlauben es Menschen aus der DDR legal in die Bundesrepublik Deutschland (BRD) zu ziehen. Bis 1975 dürfen nur alte und kranke Menschen die DDR verlassen. Nach 1975 gibt es neue Verträge zwischen der DDR und der BRD und deshalb können auch andere Menschen in die BRD ziehen.

Die Menschen die einen Ausreiseantrag stellen, müssen lange warten bis sie in die BRD ziehen dürfen. Während dieser Zeit werden sie von der DDR-Regierung schlecht behandelt. Zum Beispiel dürfen viele nicht mehr in ihren Berufen arbeiten. Oft werden sie auch durch den Geheimdienst der DDR überwacht. Deshalb ist das Leben für sie sehr anstrengend und auch gefährlich.

Ausreisekarton, Karton für rumänischen Sekt, um 1989 Bei einer erlaubten Ausreise können die Menschen ihre Sachen in die BRD mitnehmen. Die Menschen benutzen dafür Kartons.