Vor der Flucht

Gründe zu gehen

Das Leben in den zwei deutschen Staaten ist sehr unterschiedlich. Viele Menschen aus der Deutsche Demokratische Republik (DDR) fliehen in die Bundesrepublik Deutschland (BRD). Sie hoffen, dass sie in der BRD besser leben. Das hat viele Gründe. Die Gründe können Sie hier lesen.

Warum verlassen so viele Menschen bis 1989 die Deutsche Demokratische Republik (DDR)?

Weil sie nicht mehr in der DDR leben wollen

Nach dem Zweiten Weltkrieg wird Deutschland in eine sowjetische, eine britische, eine französische und eine US-amerikanische Besatzungszone geteilt. Aus der sowjetischen Besatzungszone entsteht die Deutsche Demokratische Republik (DDR). In der DDR ist der Sozialismus sehr wichtig.

In der Idee vom Sozialismus sind Gleichheit, Gerechtigkeit und Zusammenhalt wichtig. In der DDR sollen alle Menschen gleich sein, aber sie sind nicht frei. Die DDR kontrolliert das Leben der Menschen in der Schule, auf der Arbeit und in Vereinen.

Die DDR ist eine Diktatur. Die Sozialistische Einheitspartei Deutschlands (SED) regiert das Land. Es gibt keine Opposition. Die Regierung zu kritisieren, ist gefährlich. Die Regierung organisiert Gesellschaft, Politik und Wirtschaft sozialistisch. Die Menschen müssen sich anpassen. Millionen Menschen fliehen vor der SED-Diktatur in die Bundesrepublik Deutschland (BRD).

Fotografie eines Lehrbuchs mit dem Titel: Grundlagen des Marxismus-Leninismus
Lehrbuch „Grundlagen des Marxismus-Leninismus“
Ab 1949/50 haben alle Studentinnen und Studenten das Fach Marxismus-Leninismus an der Universität. Studentinnen und Studenten zeigen, dass sie den Staat gut finden. Wer den Staat schlecht findet, muss die Universität verlassen.

Der Staat plant Markt und Handel. Deshalb gehören viele Fabriken dem Staat. Die DDR bestimmt was und wie viel die Fabriken produzieren.

In der Schule lernen die Kinder, dass der Sozialismus gut ist.

Fotografie einer Ausgabe des Hefts "Der kleine Kommandeur" in einer Vitrine der Erinnerungsstätte Notaufnahmelager Marienfelde.
Heft „Der kleine Kommandeur“
Kinder lernen im Kindergarten und in der Schule, dass das Militär sehr wichtig ist.

Viele Kinder und Jugendliche sind in Jugendorganisationen der SED. Sie nennen sich Pionierinnen und Pioniere. In den Jungendorganisationen basteln, singen und sprechen die Kinder über Frieden.

Fotografie eines roten Pionierhalstuchs in einer Vitrine in der Erinnerungsstätte Notaufnahmelager Marienfelde.
Ausstellungsobjekt Thälmannpioniertuch
Die Kinder von den „Thälmannpionieren“ tragen rote Halstücher.

Warum verlassen so viele Menschen bis 1989 die Deutsche Demokratische Republik (DDR)?

Weil sie in der BRD frei sein können

4 Millionen Menschen fliehen aus der Deutschen Demokratischen Republik (DDR), weil sie sich nicht frei fühlen.

Es gibt vier wichtige Gründe warum so viele DDR-Flüchtlinge in die Bundesrepublik Deutschland (BRD) gehen:
1. Die Sprache und Kultur sind ähnlich
2. Der BRD geht es wirtschaftlich besser
3. Die Bundesrepublik erkennt DDR-Flüchtlinge als Staatsbürgerin oder Staatsbürger an.
4. In der BRD darf man ins Ausland reisen. Das können die meisten Menschen in der DDR nicht.

Fotografie von einem Reisepass der Bundesrepublik Deutschland und einem Reisepass der islamischen Republik Iran.
Reisepässe braucht man um in ein anderes Land zu reisen.
Die meisten DDR-Bürger und DDR-Bürgerinnen können nicht ins Ausland reisen.

Es gibt keine Pressefreiheit oder Meinungsfreiheit in der DDR. Viele Zeitungen und viele Bücher sind verboten. Manche Schriftsteller können ihre Bücher nur in der Bundesrepublik verkaufen.

Fotografie eines Buchs mit dem Titel: "Berührung ist nur eine Randerscheinung – Neue Literatur aus der DDR" in einer Vitrine der Ausstellung der Erinnerungsstätte Notaufnahmelager Marienfeld
In der DDR gab es keine Pressefreiheit. Dieses Buch war zum Beispiel verboten.

Manche Menschen fliehen aus der DDR, weil sie Musik hören wollen, die in der DDR verboten ist. Zum Beispiel darf man in der DDR die meisten Schallplatten der Beatles nicht hören.

Fotografie eines Covers der Beatles Schallplatte von "Yeah! Yeah! Yeah!"
Ausstellungsobjekt Beatles Schallplatte
Die Musik der Beatles darf man in der DDR nicht hören.

Die DDR kontrolliert Menschen, damit sie keine verbotene Musik hören oder verbotene Bücher lesen. Die Menschen wollen mehr Freiheit in ihrem Leben haben.

Was tut der Staat, damit nicht so viele Menschen in die BRD gehen

Die Deutsche Demokratische Republik (DDR) will, dass die Menschen in ihrem Staat bleiben. Deshalb gibt es PropagandaKampagnen mit Filmen, Zeitungsartikeln und Postern. Sie kritisieren die Bundesrepublik Deutschland (BRD) und wollen die Menschen in der DDR davon überzeugen, dass die Lebensbedingungen in der BRD schlechter sind.

Die Menschen in der DDR sollen Angst vor der Flucht haben. Wenn sie fliehen, beschimpft man sie als Verräterinnen oder Verräter.

Poster – „Der Dieb in der Nacht“
Dieses Poster gehört zu einer DDR-Kampagne gegen die Flucht in die BRD. Es vergleicht DDR-Flüchtlinge mit Dieben: DDR-Flüchtlinge haben ihre Bildung in der DDR bekommen, aber nun gehen sie in die BRD, um dort Arbeit zu finden.

Die Kampagnen gegen die Flucht in die BRD haben nicht viel Erfolg. Die meisten DDR-Bürger und DDR-Bürgerinnen wissen, dass die Filme, Zeitungsartikel und Poster ein falsches Bild von der BRD zeigen.

Warum gehen Menschen in die DDR?

Es gibt auch 600.000 Menschen, die von der Bundesrepublik Deutschland (BRD)  in die Deutsche Demokratische Republik (DDR) gehen.

Gründe, warum die Menschen in die DDR gehen:
1. Weil ihre Familie dort lebt.
2. Weil sie in der BRD keine Arbeit finden.
3. Weil sie mit der kapitalistischen Gesellschaft in der BRD nicht einverstanden sind.

Urkunde über die DDR-Staatsbürgerschaft von Margareta Schönherz
Frau Schönherz ging in die DDR, weil sie mit ihrem Freund zusammen leben wollte.
Filmplakat zum Film „Goya – oder der arge Weg der Erkenntnis“
In diesem Film spielt Wolfgang Kieling mit. Er war ein bekannter deutscher Schauspieler und ging für zwei Jahre in die DDR. In der DDR wurde er gefeiert und für die Propaganda genutzt.

Die DDR freut sich über die Menschen, die in ihren Staat kommen. Die DDR hat aber auch Angst, dass diese Menschen Spioninnen oder Spione sind. Daher kontrolliert die DDR die Menschen aus der BRD sehr genau. Manche Menschen müssen zurück in die BRD, aber manche dürfen in der DDR bleiben.